Bitcoin NFTs, auch bekannt als Bitcoin Ordinals, haben seit Anfang 2023 in der weltweiten Krypto-Community für Aufsehen gesorgt. Der folgende Artikel erklärt, was Bitcoin NFTs sind, wie sie erstellt werden und wo man sie erwerben kann.
Hinweis: Die Begriffe Bitcoin NFTs und Bitcoin Ordinals werden oft synonym verwendet. In diesem Artikel wird aus Gründen der Verständlichkeit der Begriff Bitcoin NFTs verwendet. Der Ausdruck ist technisch unpräzise, kommuniziert den Kern der Thematik aber besser.
Was sind Bitcoin NFTs
Non-fungible Tokens, abgekürzt NFTs, haben die Welt im Sturm erobert. Diese neuartigen Vermögenswerte nutzen Blockchain-Technologie, um digitale Knappheit und Einzigartigkeit zu schaffen. Sie sind in der Lage, Eigentum an digitalen und physischen Objekten wie zum Beispiel Bildern, Musikstücken, Sammlerstücken oder Computercode zu begründen. Begonnen hat der NFT-Hype auf der Ethereum-Blockchain mit den Kollektionen Ether Rocks, Crypto Kitties und Crypto Punks. Von dort hat er sich auf andere Smart-Contract-Blockchains wie Solana, Avalanche und Polygon ausgebreitet.
Bitcoin, auf der anderen Seite, war gezwungen, den NFT-Hype von der Seitenlinie aus mitzuverfolgen. Denn das älteste Krypto-Netzwerk verwendet absichtlich eine einfachere, weniger fehleranfällige Programmiersprache als die neueren Smart-Contract Blockchains. Diese Sprache bietet aber keine Möglichkeit zur einfachen Erstellung von NFTs auf der Bitcoin Blockchain.
Im Jahr 2023 hat sich das Blatt dank des Bitcoin-Entwicklers Casey Rodarmor fundamental geändert. Casey hat ein Open-Source-Projekt namens Bitcoin Ordinals ins Leben gerufen, welches Satoshis (die kleinste Einheit der Bitcoin-Währung) eindeutige Nummern zuweist. Dies ermöglicht es, alle Satoshis anhand ihrer Nummern zu unterscheiden, ähnlich wie man Dollarscheine anhand ihrer Seriennummern unterscheiden kann. Auf diese Weise werden aus ehemals fungiblen Einheiten einzigartige Satoshis, welche separat aufbewahrt und versandt werden können. Diese neue Möglichkeit bildet die technische Grundlage für Bitcoin NFTs.
Eine bewegte Geschichte
Die Idee, Daten in der Bitcoin-Blockchain zu speichern, ist so alt wie das Bitcoin-Netzwerk selbst. Der Schöpfer des Bitcoin-Netzwerkes, Satoshi Nakamoto, hat der Nachwelt bereits im ersten Bitcoin-Block eine Nachricht hinterlassen. Seitdem erfreut sich das Verfassen von Nachrichten auf der Blockchain großer Beliebtheit. Viele sind Satoshis Beispiel gefolgt und haben Bitcoin-Blöcke genutzt, um mit der Welt zu kommunizieren. Im Jahr 2011 verewigte jemand zwei ASCII-Bilder, eines von Len Sassaman (links) und eines von Ben Bernanke (rechts, ehemaliger Präsdient der US-Notenbank), auf der Bitcoin-Blockchain. Das Kunstwerk war ein Tribut an den frühen Bitcoin-Entwickler Len Sassaman, der soeben verstorben war.
ASCII-Kunst auf der Bitcoin-Blockchain. Len (links) und Ben (rechts).
Und das war erst der Anfang. In den letzten zehn Jahren wurden Bitcoins Whitepaper, Gebete, Wikileaks-Dokumente, Valentinstagswünsche und viele andere Nachrichten auf der Bitcoin-Blockchain archiviert. Diese Nachrichten und Kunstwerke sind nun für immer und jedermann sichtbar auf der Blockchain abgelegt. Der einzige Wermutstropfen dabei ist: Sie können nicht besessen werden. Hierfür bedurfte es einer weiteren Innovation.
Wie funktionieren Bitcoin-NFTs?
Das Bitcoin-Netzwerk wird ständig weiterentwickelt. Eine wegweisende Verbesserung war das 2017 veröffentlichte Segregated Witness (SegWit) Update. Das Update reduzierte die Datenmenge, die für die Verarbeitung von Transaktionen erforderlich ist, und senkte die Kosten für komplexe Transaktionen auf der Bitcoin-Blockchain um bis zu 75 %. Dies geschah, indem zusätzlich zur 1-MB-Blockgrenze bis zu 3 MB an witness data zugelassen wurden. Taproot, ein weiteres Update welches 2021 veröffentlicht wurde, ging noch einen Schritt weiter und hob das 3-MB witness-data-Limit vollständig auf. Von nun an war die einzige Bedingung, dass alle angehängten Daten in einen Bitcoin-Block passen müssen. In Kombination erlauben die beiden Updates die Speicherung von theoretisch bis zu 4 MB Daten pro Block. Dank dieser Updates sind Bitcoin-Transaktionen billiger und der verfügbare Platz pro Block größer geworden.
Der entscheidende Meilenstein auf dem Weg zu Bitcoin-NFTs war jedoch die Entwicklung des oben erwähnten Nummerierungsmechanismus für Satoshis. Das neu entwickelte Protokoll namens Bitcoin Ordinals, kurz Ord, gibt jedem Satoshi eine eindeutige Nummer. Diese Nummern ermöglichen die Unterscheidung und Übertragung einzelner Satoshis.
Die beiden Updates in Kombination mit dem Bitcoin Ordinals-Protokoll erlauben es Bitcoin-Nutzern
A) bis zu 4 MB an inscription data (NFT Daten) in eine einzige Transaktion zu packen und
B) den mit den inscription data verknüpften Satoshi über das Bitcoin-Netzwerk zu verfolgen.
Dies ist alles, was notwendig ist, um NFTs auf Bitcoin zu erstellen. Nutzer können so NFT-Daten auf der Blockchain speichern und deren Besitzer zweifelsfrei feststellen.
Keine Token, sondern Satoshis
Während NFTs auf den meisten Blockchains als neue Token geminted werden (daher der Name non-fungible tokens), werden NFTs auf Bitcoin in Satoshis eingraviert. Satoshis sind die kleinste Einheit der Bitcoin-Währung, vergleichbar mit Cents beim Dollar. Ein Bitcoin entspricht 100 Millionen Satoshis. Satoshis können nicht erstellt, sondern nur gekauft oder gemined werden.
Um Bitcoin NFTs zu erstellen, müssen die Nutzer Bitcoin (Satoshis) in einer Wallet besitzen. Von dort wird ein einzelner Satoshis an eine andere Wallet geschickt, was zu einem Eintrag in der Bitcoin-Blockchain führt. Die so genannten inscriptions (also die NFT-Daten, z.B. Bilder, Links oder Videos) werden ebenfalls in diesen Eintrag aufgenommen und auf der Bitcoin-Blockchain gespeichert. Auf diese Weise bleiben alle NFT-Daten auf der Blockchain erhalten, was sie so unveränderlich macht wie die Bitcoin-Einheiten selbst. Dies steht im starken Gegensatz zu vielen NFTs auf anderen Blockchains, die lediglich einen Link zu einem externen Server enthalten, auf dem dann die eigentlichen NFT-Daten abgelegt sind.
Bitcoin NFT-Wallets
Einzigartige Satoshis, in welche ein NFT eingeschrieben wurde, sollten nun in einer speziellen Bitcoin NFT-Wallet gespeichert werden. Dies ist wichtig, da die Satoshi immer noch als Geldeinheiten in einer normalen Bitcoin-Transaktion ausgegeben werden können. Und das würde einem Verlust des NFTs gleichkommen. Denn der aktuelle Besitzer eines Satoshi ist auch der Eigentümer der digitalen Artefakte, die als inscription data in die Genesis-Transaktion eingraviert worden sind.
Um den Umgang mit einzigartigen Satoshis und den damit verbundenen Bitcoin-NFTs zu vereinfachen, wurden neue Arten von Bitcoin-Wallets entwickelt. Die Gruppe hinter dem Bitcoin Ordinals-Projekt hat hierfür die Sparrow-Wallet entwickelt, mit der Nutzer einzelne Satoshis speichern, übertragen und sperren können.
Da die Sparrow-Wallet für fortgeschrittene Benutzer programmiert wurde, sind andere Wallets wie Xverse und Hiro zu Hilfe geeilt, um das Nutzererlebnis für Bitcoin-NFTs benutzerfreundlicher zu machen. Sie ermöglichen es Nutzern, ihre Bitcoin NFTs mit nur wenigen Klicks in einem separaten Teil ihres Wallets zu empfangen und aufzubewahren.
Erstellen eines Bitcoin NFT
Bis vor kurzem waren weitreichende technische Kenntnisse erforderlich, um Bitcoin NFTs zu erstellen. Dies hat sich dank Diensten wie Gamma und Ordinalsbot geändert. Sie ermöglichen das minten von Bitcoin-Ordinals mit wenigen einfachen Schritten. Die Mint-Kosten sind dabei abhängig von den aktuellen Transaktionsgebühren für block space im Bitcoin-Netzwerk. Block space ist begrenzt und deshalb wertvoll. Der Preis unterliegt jedoch, abhängig von der momentanen Nachfrage, grossen Schwankungen. Die Kosten für das minten von Bitcoin-NFTs reichen deshalb von einigen wenigen bis zu über tausend Dollar, abhängig von der Menge an Daten, ein Nutzer auf die Bitcoin-Blockchain schreiben möchte und der aktuellen Netzwerkauslastung.
Die bisher erfolgreichste Bitcoin-NFT-Sammlung wurde von Yuga Labs lanciert. Yuga Labs hat dazu 300 Kunstwerke auf individuellen Satoshis auf der Bitcoin-Blockchain gespeichert. Das Unternehmen, das auch die Rechte am weltberühmten Bored Ape Yacht Club (BAYC) und Crypto Punk NFTs besitzt, hat diese limitierte Kollektion namens TwelveFold kürzlich für insgesamt 16,5 Millionen Dollar versteigert.
Handel mit Bitcoin NFTs
Bitcoin NFTs sind eine neue Entwicklung und werden erst seit Kurzem in grösseren Mengen geminted. Deshalb gibt es bislang nur eine Handvoll von Plattformen, die den Handel mit Bitcoin NFTs ermöglichen. Beispiele sind Ordinals Market, Ordswap und OrdCity.
Ein Blick in die Zukunft
Die neu entwickelte Möglichkeit, NFTs auf der ältesten und zuverlässigsten Blockchain zu speichern, hat innerhalb der Bitcoin-Community für hitzige Diskussion gesorgt. Kritische Stimmen stehen Bitcoin NFTs äusserst skeptisch gegenüber, da sie Bitcoin in seiner Kernfunktion als Wertaufbewahrungsmittel angegriffen sehen. Was das Bitcoin-Netzwerk in ihren Augen von allen anderen Kryptoprojekten unterscheidet, ist, dass es nur eine Aufgabe hat: nämlich dezentrales, zensurresistentes Geld zu sein. Uns diese soll es bestmöglich erfüllen, während alle übrige Anwendungsfälle den restlichen Blockchains überlassen werden.
Andere Bitcoiner wiederum haben die hauseigenen NFTs mit großer Begeisterung aufgenommen. Insbesondere die Tatsache, dass “reine NFTs” erstellt werden können - also NFTs bei denen alle Metadaten auf der Blockchain gespeichert werden - ist von großer Bedeutung. Auf diese Weise gibt es keine Abhängigkeiten außerhalb der Bitcoin-Blockchain, was perfekt zur Bitcoin-Philosophie passt. Ebenfalls, so die Befürworter, ziehen die NFTs neue Nutzer an, erhöhen die Einnahmen der Miner durch höhere Transaktionsgebühren und könnten langfristig die Lightning Adaption vorantreiben.
Da Bitcoin ein offenes Netzwerk ist, steht es jedem freisteht, die Blockchain so zu nutzen wie er möchte. Bitcoin NFTs können deshalb nur schwierig unterbunden werden und werden deshalb. auch in Zukunft ein Teil von Bitcoin sein. Da die Herstellung von Bitcoin-NFTs im Vergleich mit anderen Blockchains teuer ist, werden vor allem hochwertige NFTs ihren Weg auf die Bitcoin-Kette finden. Dies unterstreicht den besonderen Platz, den Bitcoin NFTs in diesem Bereich bereits jetzt innehaben. Bitcoin-NFTs sind also keine kurzfristige Modeerscheinung. Im Gegenteil, es ist zu erwarten, dass in der Zukunft viele prestigeträchtige NFT-Projekte auf Bitcoin lanciert werden.
Noch Tiefer Eintauchen
Den Leserinnen und Lesern, die sich noch weiter in die Thematik der Bitcoin NFTs vertiefen wollen, empfehlen wir ordinals.com. Die von Casey Rodarmor, dem Vordenker und Initiator hinter Bitcoin Ordinals, erstellte Webseite erklärt die Ordinal-Theorie im Detail. Die Theorie, die die Grundlage für Bitcoin NFTs darstellt, erklärt, wie individuelle Satoshis mit einzigartigen Identitäten ausgestattet werden und wie sie nachverfolgt, übertragen und mit inscription data versehen werden können.
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